Dieser kleine 1 Meter 71 große Mann und kein anderer war es, der Deutschland den bösen Blues aus Hass und Liebe schon schmerzhaft gesungen hat, als andere noch ihre braven Lieder machten. Und er ging noch weiter, fiel in einer Zeit mit zynischer Eleganz über den Schlager her, als sich die Konkurrenz in der Pose des lustigen Neuen Deutschen Poppers gefiel. Heiner Pudelko gab es bis zu seinem frühen Tode niemals auf, aus seiner deutschen Stimme etwas zu machen und an die Kraft seiner Musik zu glauben. Die Belohnung für seinen Mut, früher als andere Künstler bizarre Ideen auf Bühne und Platte zu bringen, gab es freilich in der damaligen Musikszene Deutschlands nicht. Ein kleines bisschen Glück, Ruhm und Anerkennung bekam er freilich, das Geld aber, das floss spärlich und wurde von ihm sogleich konsumiert. Und so war er, der Heiner Pudelko: ein Sänger wie ein Rohdiamant, ungeschliffen und hart und in Deutschland nicht zu fassen.

Pudelko, wurde am 18. August 1948 geboren, als Deutschland gerade frisch geteilt worden war. Im Heimatland angekommen, sog er den Rock’n’Roll in sich auf und begann sich früh für Musik zu interessieren; er ahnte damals schon, dass sie sein Weg ins Licht werden könnte. Zuerst war er unsicher und schüchtern. Rock’n’Roll, Blues und den frühen Beat holte er sich über BFBS, dem Radio im britischen Sektor Berlins, nach Hause. Jede Platte sog er in sich auf, wollte so werden wie die ganz Großen. Kein Weg war ihm zu weit für sein Ziel, keine Arbeit zu dreckig, kein Club zu klein zum Auftreten. Und das Leben war gut zu ihm: Pudelko schaffte bereits im Teenageralter den Sprung auf große Bühnen. THE HUTS hieß die Beat-Combo, in der er Anfang der 60ger Jahre -er war gerade mal 15 Jahre alt- als Sänger und mit seiner Mundharmonika beeindruckte. Die ersten Erfolge kamen und der schüchterne, melancholische Junge mit den blonden Haaren fiel den Berlinern auf. Dass Heiner und seine Bandmitglieder die Instrumente und Verstärker teilweise mit der U-Bahn zu ihren Auftritten transportierten, tat ihrem Enthusiasmus keinen Abbruch. Im Gegenteil: 1964 war es, da spielten THE HUTS zusammen mit SPENCER DAVIS.

‘Keep on Running’ hieß es auch weiter für Heiner Pudelko. Tonbandaufnahmen aus dieser Zeit zeigen, dass er seinen späterem Gesangsstil (er sang zudem in Englisch) noch nicht entwickelt, geschweige denn erreicht hatte. Sie zeugen aber gleichwohl von der soliden Qualität der ersten Band, mit der Heiner Pudelko ins Rampenlicht trat. THE HUTS nahmen sogar an einem Bandwettbewerb im Starclub Hamburg teil. “Na ja,...” ist der Kommentar von THE HUTS Leadgitarrist Bernd (Pudelkos Freund und Kämpe Anfang der 60ger, der heute in Frankreich lebt); gewonnen haben damals Andere. Heiner aber wollte kein Verlierer sein und fing in dieser Zeit sogar das Orgelspielen an. In der Schule malte er eine Klaviatur auf sein Pult und übte während des Unterrichts im Trockenen Akkorde. Eine gebrauchte Farfisa Orgel hatte er und saß, wenn er nicht sang oder Mundharmonika spielte, auf der rechten Bühnenseite und spielte Keyboards. Noch zwei drei andere Bandversuche sollten vergehen, bevor er 1968, als 20-jähriger zusammen mit dem gleichaltrigen Bassisten Kurt Herkenberg die erste ‚große‘ eigene Band gründete: CURLY CURVE.

Herkenberg, der gerade aus Groß-Britannien nach Berlin zurückgekehrt war (dort hatte er in einer Soulband gespielt und mit Größen wie Graham Bond und Jimmy Page gejammed), brachte auch andere Berliner Banderfahrungen in CURLY CURVE ein, war er doch 1967 eines der Gründungsmitglieder von Edgar Froeses TANGERINE DREAM gewesen. Ein Jahr später stieg der Berliner Gitarrist Alex Conti bei CURLY CURVE ein, aber die Band löste sich Ende 1969 wieder auf, da ein klares Konzept und befriedigende Song Ideen fehlten. Bereits im Frühjahr 1970 formierte sich die Band dann zum zweiten Mal, wieder mit Pudelko, Herkenberg und Conti sowie dem Schlagzeuger Hans Wallbaum, der zuvor in den Niederlanden als Studiomusiker gearbeitet hatte, und einem Trompeter. Unter der Regie von Herkenberg und Wallbaum erarbeitete sich die Band ein stabiles Repertoire an eigenen Songs und nachgespielten Rhythm’n’Blues Nummern. CURLY CURVE war zudem in einer 30-minütigen Fernsehshow zu sehen; trotzdem interessierte sich die Musikwelt weiterhin kaum für die Band und so verließen Heiner Pudelko and Alex Conti im Mai 1972 CURLY CURVE. Während Pudelko in den nächsten fünf Jahren in Berlin mal hier und mal da als Sänger jobbte (es waren Formationen, die nicht all zu lange bestanden, für ihn aber eine Bereicherung an Erfahrungen und eine innige Beziehung zu diversen Betäubungsmitteln einbrachten) und Conti erst zu Inga Rumpfs ATLANTIS ging, um dann LAKE zu gründen (bei denen später ein gewisser Benjamin Hüllenkremer am Bass spielte), schafften es Wallbaum und Herkenberg Mitte der 70ger Jahre auf dem BRAIN-Label ein Album zu veröffentlichen. Hermann Haring, der spätere Chefredakteur des Magazins MUSIK EXPRESS, schrieb damals über das Album fast schon pudelko-prophetisch: "Sie spielen eine glänzende Art von Blues Rock, der in Zukunft nur noch eine gesunde Dosis von schwarzem Soul braucht.".

Leider blieb ohne Pudelko der große Erfolg für CURLY CURVE aus und die Band konnte sich nie richtig in der deutschen Musikszene etablieren. Interressant war aber, dass nach Contis Ausstieg  ein gewisser Leo Lehr die Gitarre bei CURLY CURVE spielte. In der zweiten Hälfte der 70ger Jahre kam dann der Punk über die Welt und das Trio Wallbaum, Herkenberg und Lehr wusste, dass in solchen Zeiten nur einer die Blues-Welt noch retten konnte: Heiner Pudelko. Sie gingen auf Pudelko zu und stellten fest, dass der gerade begonnen hatte, mit deutschen Texten zu arbeiten.

| heinerpudelko.de + interzone-band.de | webdesign + inhalte © 1999 - 2011 bei interjena.com | kontakt : rainer w. sauer : löbstedter straße 18 : D - 07749 jena |